and Society (CLICCS)
Wie gehen Regierungen, Organisationen und Einzelpersonen mit den Folgen der Erderwärmung um?Anpassung an Klimawandelfolgen weltweit unkoordiniert
13. Oktober 2023, von Stephanie Janssen
Foto: UHH/CLICCS/K. Jantke
Weltweit betreiben vor allem Einzelpersonen und Haushalte Anpassung an die Folgen des Klimawandels. Eine systematische Vernetzung verschiedener Akteursgruppen fehlt. Das zeigt ein internationales Team um den Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS an der Universität Hamburg und an der Ludwig-Maximilians-Universität München. Die Metastudie wurde jetzt im Fachmagazin „Nature Climate Change“ veröffentlicht.
Für die Veröffentlichung werteten 30 Autorinnen und Autoren mehr als 1.400 wissenschaftliche Studien zum Thema Klimawandelanpassung aus. Sie bieten damit einen ersten weltweiten Überblick, welche Akteursgruppen Anpassung betreiben – und in welcher Funktion. Die Ergebnisse zeigen, dass die Aufgabenverteilung weltweit lückenhaft ist. Vor allem fehlen Konzepte, die darauf abzielen, Gesellschaften, Infrastrukturen und das Risikomanagement so zu verändern, dass sie besser auf die Auswirkungen des Klimawandels vorbereitet sind. Ebenso mangelt es an umfassenden Kooperationen verschiedener staatlicher und nicht-staatlicher Akteure.
„Unsere Studie deutet darauf hin, dass Anpassung an den Klimawandel immer noch eher isoliert und unkoordiniert stattfindet“, sagt Dr. Kerstin Jantke, Co-Autorin und Umweltwissenschaftlerin im Exzellenzcluster CLICCS der Universität Hamburg. „Das steht in keinem Verhältnis dazu, wie dringlich und wichtig diese große Aufgabe ist.“
Dr. Jan Petzold, Hauptautor der Studie, sieht Handlungsbedarf: „Erfolgreich ist umfassende, gerechte, und zukunftsorientierte Anpassung dann, wenn offizielle Organisationen und gleichzeitig unterschiedlichste Gruppen auf allen Ebenen eingebunden sind.“ Petzold ist Geograph an der Ludwig-Maximilians-Universität München, zuvor forschte er am Exzellenzcluster CLICCS.
Bisher ergreifen hauptsächlich Einzelpersonen und Haushalte Maßnahmen zur Anpassung an die Folgen des Klimawandels, vor allem im Globalen Süden. Nur selten sind sie dabei in einen institutionellen Rahmen eingebunden. Allerdings unterscheidet sich die Situation in der Stadt und auf dem Land. Während in ländlichen Gebieten vorrangig einzelne Haushalte aktiv sind, regeln in den Städten eher staatliche Akteure die Anpassung. Die Rolle von Regierungen besteht global wie auch regional vielfach in der Ratifizierung, Planung und Finanzierung von Maßnahmen, während kleine Haushalte die Maßnahmen vor allem technisch umsetzen. Laut Studie ist die private Wirtschaft kaum und die Wissenschaft wenig in Anpassungsmaßnahmen eingebunden.
„Wenn sich weltweit vorwiegend Einzelpersonen wie Landwirtinnen und Kleinbauern engagieren, dann zeigt das auch, dass Kooperationen zwischen verschiedenen Akteursgruppen fehlen. Für nachhaltige Anpassungsprojekte wäre dies aber Voraussetzung“, so Jan Petzold. Tiefgreifende Eingriffe wie der klimagerechte Umbau von Wäldern, die Umwidmung von Agrar- in Überflutungsflächen, eine veränderte Infrastruktur von Städten oder eine Umsiedelung von Küstenorten benötigen dringend abgestimmte Konzepte.
Verschiedene Akteursgruppen umfassend einzubinden kann auch helfen, unerwünschte Folgen von Anpassungsmaßnahmen zu vermeiden. „Richte ich eine Maßnahme nur nach einem akuten Problem aus, kann sie in anderen Bereichen die Situation verschlimmern,“ sagt Kerstin Jantke. So können Deiche und Dämme gegen Hochwasser beispielsweise Küstenlinien und Feuchtgebiete zerstören und damit die Artenvielfalt verringern oder eine natürliche Fähigkeit zur CO2-Bindung beeinträchtigen. Im Idealfall orientieren sich umfassende Maßnahmen deshalb an den Nachhaltigkeitszielen der Vereinten Nationen, kurz SDG oder Sustainable Development Goals, und bieten dadurch langfristig tragfähige Lösungen.
Weitere Informationen
Publikation
Petzold J, Hawxwell T, Jantke K, Gonçalves Gresse E, Mirbach C, (…) Garschagen M (2023): A global assessment of actors and their roles in climate change adaptation; Nature Climate Change; DOI: 10.1038/s41558-023-01824-z
Die 30 Autorinnen und Autoren der Studie stammen aus elf Ländern, acht davon forschen im Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg.
Contact
Dr. Kerstin Jantke
Universität Hamburg
Center for Earth System Research and Sustainability (CEN)
Cluster of Excellence “Climate, Climatic Change, and Society” (CLICCS)
E-Mail: kerstin.jantke"AT"uni-hamburg.de
Tel: +49 (0) 40 42838 2147
Dr. Jan Petzold
Department für Geographie
Ludwig-Maximilians-Universität München
E-Mail: jan.petzold"AT"lmu.de
Tel.: +49 (0) 89 / 2180 - 4180
Stephanie Janssen
Public Relations / Outreach
Universität Hamburg
Center for Earth System Research and Sustainability (CEN)
Cluster of Excellence “Climate, Climatic Change, and Society” (CLICCS)
E-Mail: stephanie.janssen"AT"uni-hamburg.de
Tel: +49 (0) 40 42838 7596