and Society (CLICCS)
Gipfeltreffen der Klima-Modellierung in Hamburg
3. Mai 2024, von Miriam Frieß

Foto: Esfandiari/UHH
Kooperation statt akademischer Konkurrenz: Zum Treffen des Weltklimaforschungsprogramms anlässlich der ersten Arbeitssitzung von ESMO (Earth System Modelling and Observation) kamen mehr als 100 Forschende. Wir haben mit Professorin Tatiana Ilyina über das Treffen gesprochen. Sie ist Co-Vorsitzende der „Working Group on Coupled Modeling“, einer Arbeitsgruppe von ESMO.

Frau Ilyina, wie kann man sich das Treffen vorstellen?
Dort haben sich Forschende getroffen, die bei ESMO in verschiedenen Bereichen der Erdsystem-Modellierung und Beobachtung arbeiten. Ziel war es zu entscheiden, welche Forschungsthemen wir uns in den kommenden Jahren priorisieren. Um möglichst viele an einen Tisch zu bringen war auch eine Online-Teilnahme möglich. Hier in Hamburg haben sich etwa 60 Forschende zusammengefunden, insgesamt waren es mehr als 100 Personen aus über 20 verschiedenen Nationen.
Warum fand das Treffen gerade in Hamburg statt?
Man könnte sagen, Hamburg ist die „Hauptstadt“ der Klima-Modellierung in Deutschland, wo viel Expertise in verschiedenen Bereichen der Klimaforschung zusammenkommt. Hier wurde in den 1990ern die Idee geboren, einzelne Zirkulationsmodelle für Atmosphäre und Ozean zusammen zu koppeln. Zudem ist das Projektbüro von ESMO hier in Hamburg am Deutschen Klimarechenzentrum. Deshalb war Hamburg als Standort für unser Treffen die offensichtliche Wahl.
Was wurde auf der Veranstaltung konkret besprochen?
Bahnbrechend war zum Beispiel der Beschluss, in den Klima-Berechnungen des „Coupled Model Intercomparison Projects“ künftig mit CO2-Emissionen statt -Konzentrationen zu arbeiten. Die Konzentration des CO2 in der Atmosphäre ändert sich über Jahrzehnte, während die Emissionen viel dynamischer sind und unmittelbarer mit dem menschlichen Handeln zusammenhängen. So schlagen wir eine Brücke zwischen der Klimapolitik und den Reaktionen des Erdsystems. Ebenso haben wir über technologische Fortschritte gesprochen und wie wir diese in unsere Arbeit integrieren möchten – beispielsweise künstliche Intelligenz. Ein solches Treffen ist dafür genau der richtige Ort.
Warum?
WCRP hat eine Gemeinschaft geschaffen, in der wir Konsensus über große Entscheidungen erreichen und so gemeinsam Fortschritte machen können. In der Wissenschaft gibt es naturgemäß ein gewisses Konkurrenzdenken. Und doch kommen hier Menschen zusammen und ziehen an einem Strang, um Projekte zu koordinieren und einem übergeordneten Ziel zu dienen. Das halte ich persönlich für essentiell. Für mich hatte das Treffen eine sehr positive, produktive Atmosphäre mit vielen guten Ideen.
So eine Art Gipfeltreffen der Klima-Modellierung? Wieso ist es wichtig, dass Forschende gemeinsam entscheiden?
Zunächst einmal müssen wir uns in der Wissenschaft auf Standards einigen, die zuverlässige und exakte Ergebnisse liefern und die wir innerhalb der wissenschaftlichen Community vergleichen können. Gleichzeitig haben Klimamodellrechnungen eine hohe gesellschaftliche Relevanz: Der die Berichte des Weltklimarats IPCC, der Input und Diskussionsgrundlage für die Politik ist, basiert zu einem großen Teil auf unseren Modellen. Somit hat unser Treffen unmittelbare Bedeutung für den kommenden Bericht. Das IPCC betreibt ja keine eigene Forschung, sondern trägt Forschungsergebnisse zusammen – Ergebnisse wie unsere. Deshalb war das Treffen für mich fast schon ein historischer Moment.
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Kontakt
Tatiana Ilyina
Universität Hamburg
Bundesstraße 55
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Raum G346
Tel.: +49 40 42838-7402
E-Mail: tatiana.ilyina"AT"mpimet.mpg.de , tatiana.ilyina"AT"uni-hamburg.de