and Society (CLICCS)
Neue StudieFolgekosten von CO2-Emissionen mehr als doppelt so hoch
18. Dezember 2024
Foto: Pixaby
Treibhausgas auszustoßen kostet die Gesellschaft deutlich mehr als gedacht. Die Kosten pro Tonne CO2 müssten realistischerweise bei mindestens 270 Euro liegen. Dies zeigt Prof. Frances Moore von der University of California in Davis zusammen mit Prof. Moritz Drupp vom Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS) der Universität Hamburg und anderen jetzt in einer Studie.
Die Folgekosten von CO2-Emissionen beziffern die Schäden, die eine Tonne CO₂ für Gesellschaft und Wirtschaft verursacht, heute und in Zukunft. Sie sind damit eine wichtige Kennzahl, die bei allen Prozessen mit CO2-Ausstoß in die Bilanz einfließen müsste. Die Studie zeigt, dass weltweit die Berechnungen nicht berücksichtigen, wie umfassend der Klimawandel das menschliche Wohlergehen beeinträchtigt. „Wenn wir alle Faktoren bestmöglich einbeziehen, betragen die gesellschaftlichen Kosten fast 300 Euro pro Tonne CO2. Der Verbrauch eines Liters Benzin, zum Beispiel, verursacht demnach mehr als 60 Euro-Cent an gesellschaftlichen Klimaschäden“, sagt Ökonom Moritz Drupp.
Damit verdoppelt sich der Wert im Vergleich zu den bisher in der Wissenschaft veröffentlichten Berechnungen, die im Durchschnitt bei gut 125 Euro pro Tonne CO₂ liegen. Der neue Wert übertrifft auch die bisherigen Zahlen der US-Umweltschutzbehörde (EPA) mit 190 Euro pro Tonne CO2 deutlich. Allein das deutsche Umweltbundesamt hatte die Klimakosten bereits im Herbst 2024 von 200 auf 300 Euro pro Tonne angehoben – und entspricht damit international als einziges dem Stand der Forschung. Die Analyse berücksichtigte 1800 wissenschaftliche Berechnungen aus den letzten 20 Jahren und ist die umfassendste ihrer Art. Sie wurde jetzt im Fachmagazin Proceedings of the National Academy of Sciences (PNAS) veröffentlicht.
„Wenn Menschen sich Sorgen über den Klimawandel machen, denken sie an die Risiken und Unsicherheiten, die er mit sich bringt“, sagt Erstautorin Prof. Frances Moore, die bis vor Kurzem Klimaberaterin im Weißen Haus in Washington D.C. war. „Sie machen sich Gedanken über langfristige Auswirkungen, etwa auf das Wirtschaftswachstum. Sie sorgen sich um einzigartige Ökosysteme oder kulturelles Erbe, die unersetzlich sind.“ Zu den Folgen des Klimawandels und damit auch den Folgekosten zählen Auswirkungen auf Landwirtschaft, Gesundheit oder auch Schäden durch Naturkatastrophen und Beeinträchtigungen von Ökosystemen.
Der Wert für die CO2-Folgekosten fließt zum Beispiel in politische Analysen ein. So wird etwa bei großen Projekten in der Infrastruktur berechnet, wie hoch der gesellschaftliche finanzielle Nutzen ist, wenn Treibhausgase reduziert werden. In den USA, Deutschland, Kanada und weiteren Ländern werden die offiziellen Kostenschätzungen für politische Entscheidungen heranangezogen.
Die Studie zeigt jedoch, dass die meisten Berechnungen die Vorteile von CO2-Reduktion zu gering bewerten. „Häufig wurde der Einfluss sowohl auf Wirtschaftswachstum als auch auf die Natur nicht ausreichend berücksichtigt. Dadurch wurden die Kosten von CO2-Emissionen bisher systematisch unterschätzt“, sagt Moritz Drupp.
Weitere Informationen
Publikation
Moore F, Drupp M, Rising J, Dietz S, Rudik I, Wagner G (2024): Synthesis of evidence yields high social cost of carbon due to structural model variation and uncertainties. Proceedings of the National Academy of Sciences, DOI: 10.1073/pnas.2410733121
Kontakt
Prof. Moritz Drupp
University of Hamburg
Cluster of Excellence "Climate, Climatic Change, and Society" (CLICCS)
Tel.: +49 40 42838 6171
E-Mail: moritz.drupp"AT"uni-hamburg.de