and Society (CLICCS)
CLICCS QuarterlyEntscheidend ist, auf welchem Pfad wir sind
28. Mai 2021, von Ute Kreis

Foto: A.Siale/ unsplash
Strikter Klimaschutz, Netto-Null-Emissionen oder einfach weiter wie bisher? Blickt man auf die Zukunft des Klimas, ist vieles möglich. Doch nicht alles ist plausibel. Für manche Entwicklungen fehlt es an Know-how. Für andere wird die Zeit knapp.
„Wir werden Treibhausgase aktiv aus der Atmosphäre entfernen müssen, wenn wir die Pariser Klimaziele erreichen und die globale Erwärmung auf zwei Grad begrenzen wollen“, sagt CLICCS Sprecher Prof. Detlef Stammer. „Leider sinken die Emissionen nicht schnell genug, so dass Pflanzen, Wälder und Böden als natürliche Kohlenstoff- Senken aktuell nicht ausreichen. Und die Zeit drängt. Wir müssen daher auch technische, ja großtechnische Lösungen in Erwägung ziehen.“

Lösungen, für die es zwar Ideen gibt, bisher aber kaum etablierte Verfahren: „Wir kalkulieren mit Technologien, die wir noch gar nicht haben, um beispielsweise CO2 in relevanter Menge aus der Atmosphäre zu entfernen. Es ist daher zweifelhaft, dass wir in den nächsten zehn Jahren damit arbeiten können“, so Stammer. Dies sei zwar nicht ausgeschlossen, aber nicht plausibel. Allerdings wird das Ziel umso erreichbarer, je mehr Investitionen getätigt oder entsprechende Gesetze auf dem Weg gebracht werden: „Entscheidend ist, dass die notwendigen Randbedingungen erfüllt sind. Sie definieren den Pfad, auf dem wir unterwegs sind.“
Auch das Klima selbst hängt nicht nur von der Stärke des Antriebs ab, also etwa der Sonneneinstrahlung und der Menge an Treibhausgasen in der Atmosphäre, sondern bewegt sich in einem bestimmten Rahmen. Dieser ist etwa durch die natürliche Variabilität des Klimas definiert, aber auch durch grundlegende physikalische Gesetze. Entsprechend lässt sich auch hier das eine oder andere prinzipiell Mögliche ausschließen. So wäre es auch bei rasant beschleunigter Erderwärmung nicht plausibel, dass das grönländische Festlandeis schlagartig abschmilzt. Tatsächlich benötigt dieser Prozess aufgrund der enormen Eismassen in jedem Fall eine bestimmte Mindestzeit.
Das echte Klima ist kein Mittelwert
Das Klima der Zukunft ist daher nicht einfach ein Mittelwert aller Möglichkeiten. Vielmehr gilt es, Szenarien zu identifizieren, die plausibel sind – und Handlungswissen für politische Entscheidungen zu liefern. „Mit unserem Wissen über das Klimasystem, den Einfluss des Menschen, aber auch über die natürliche Variabilität, können wir mögliche Entwicklungen heute besser einschätzen“, sagt Detlef Stammer. „Gleichzeitig sind bestimmte Szenarien nicht plausibel, weil physikalische oder gesellschaftliche Voraussetzungen fehlen.“
CLICCS Quarterly
Der Artikel wurde im CLICCS Quarterly veröffentlicht, dem Newsmagazin des Exellenzclusters. Die ganze Ausgabe finden Sie -> hier.