and Society (CLICCS)
Poster-Session von SICSS StudierendenKlimazukünfte neu erforschen und gestalten
31. Juli 2024, von Manuel Weidler
Foto: UniHH/CEN/S. Janssen
Reißen wir die Zwei-Grad-Grenze? Was passiert dann genau mit dem Klima? Müssen wir künftig alle auf Fleisch verzichten? Wie überzeugt man davon, ohne den Zeigefinger zu heben? Klimazukünfte sind voller Ungewissheiten. Studierende der Graduiertenschule SICSS haben bei einer Poster-Session im Rahmen der interdisziplinären Lehrveranstaltung „Researching and Shaping Climate Futures“ jetzt Ideen präsentiert, wie man damit umgehen kann. Unter den vielen gelungenen Beiträgen sorgte vor allem ein Poster mit einem radikalen Rollenwechsel für Aufsehen.
Es ist eines von vielen Themen, das im Kontext des Klimawandels emotional diskutiert wird: die Auswirkung der Fleischproduktion auf das Klima. Dass Kühe klimaschädliches Methan produzieren, ist sicher. Ungewiss jedoch ist, wie ein Ernährungswandel genau aussehen könnte. Nur darüber zu informieren, wie klimaschädlich Fleischkonsum ist, reicht nicht, zeigt Student Kyriakos-Stavros Malisovas mit seinem Poster. Hinter dem Wunsch, Gästen Fleisch zu servieren stecke im Westen nämlich eine tief verwurzelte soziale Norm: Menge des Fleisches = Gastfreundschaft. Es ist Aufgabe der Forschung, solche kulturellen Zusammenhänge zu ergründen – nicht zuletzt, um Veränderungen effektiver angehen zu können. Doch auch die Grenzen der eigenen Methoden müssen Forschende ernstnehmen. Denn obwohl beispielsweise aktuelle Klimamodelle bereits sehr gut sind, lässt sich die Entwicklung des Klimasystems nur in Spannbreiten vorhersagen.
„Wir müssen akzeptieren, dass Ungewissheit ein fester Bestandteil der Klimawissenschaft ist“, fasst Studentin Priscila Lazaro Vargas die Erkenntnisse des Seminars zusammen, „aber anstatt uns davon lähmen zu lassen, sollten wir entschlossen nach dem handeln, was wir wissen. Gleichzeitig aber müssen wir flexibel und selbstreflektiert genug bleiben, um uns anzupassen, wenn neue Informationen auftauchen.“
Einen besonderen Ansatz schlägt Studentin Rana Ekmekcioglu auf ihrem Poster vor. Sie plädiert für einen radikalen Rollenwechsel. Nicht Forschende oder Lehrende sollen Studierende bewerten – sondern andersherum. Dabei sollen Studierende künftig in Form des Panels „criticliccs“ den Hamburg Climate Futures Outlook kritisieren. In dieser zentralen Studie veröffentlicht das Exzellenzcluster CLICCS regelmäßig seine aktuellen Ergebnisse. „Das ist eine großartige Idee“, so Prof. Simone Rödder, die das Seminar mit betreut hat, „auch, weil unsere Studierenden so divers sind und aus unterschiedlichsten Ländern kommen. Das stärkt auch den Dialog zwischen Lehre und Forschung“. Dies ist ein zentrales Anliegen der Lehrveranstaltung, die von einem interdisziplinären Team aus acht Lehrenden konzipiert wurde und von Prof. Lars Kutzbach und Prof. Matthias Revers koordiniert wird.
„Beeindruckend ist vor allem, mit welcher inhaltlichen Breite sich die Studierenden mit dem Thema Klimazukünfte und der laufenden Forschung im Exzellenzcluster CLICCS beschäftigt haben“, so Rödder weiter, „sie haben die Aufgabe sehr gut angenommen und engagiert und originell gelöst“. Die Themen reichen von Strategien zur Förderung von Klima-Aktivismus in Indien über Rollenspiele für Forschende zum besseren Verständnis von politischen Entscheidungsträgern bis hin zu Strategien für eine regionale Kreislaufwirtschaft.