and Society (CLICCS)
Stakeholder-AustauschRisiko Wasser in Hamburg
2. Dezember 2024, von CLICCS News

Foto: Uni Hamburg/CLICCS/T.Wasilewski
Das CLICCS Projekt „Wasser von vier Seiten“ lud Wissenschaft und Praxis zum gemeinsamen Workshop ein. Das Thema: Wasserrisiken und nachhaltige Anpassung an den Klimawandel in Hamburg – und wie sich die nötigen Veränderungen in der Stadt anstoßen lassen.
„Anpassung an den Klimawandel für ein nachhaltiges Hamburg – Welche Maßnahmen transformieren die Stadt?“, so der Titel des Workshops, den Dr. Franziska S. Hanf vom Exzellenzcluster für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg leitete. Mehr als 30 Teilnehmende arbeiteten einen Nachmittag lang in verschiedenen Gruppen zusammen – darunter Vertreterinnen und Vertreter aus insgesamt sieben Hamburger Fachbehörden sowie von Hamburg Wasser, der Hamburg Port Authority (HPA), dem Landesbetrieb Straßen, Brücken und Gewässer (LSBG) und aus der Wissenschaft.
„Wasser von vier Seiten“ – Hamburg ist durch Grundwasseranstieg, Sturmfluten, Flusshochwasser und Extremniederschlag gleich vierfach hochwassergefährdet. Im Zusammenspiel mit sozioökonomischen, politischen und institutionellen Faktoren können dadurch wasserbezogene Risiken entstehen. Klimaphysikerin Hanf stellte dazu ein umfassendes grafisches Modell vor, welches eine Art Beziehungsgeflecht darstellt - ein Versuch, die Gesamtheit aller Schnittstellen und Wechselwirkungen im „Stadtsystem“ Hamburg im Kontext von Wasserrisiken und Anpassung an den Klimawandel zu visualisieren. Das Modell wurde im interdisziplinären Forschungsprojekt CLICCS C1 entwickelt.
Die Teilnehmenden erweiterten dieses Modell durch eigene Erkenntnisse. Welche Wechselwirkungen führen zu Wasserrisken in der Stadt Hamburg? Helfen gegenwärtige Maßnahmen, diese Risiken zu reduzieren? Wie beeinflusst eine Maßnahme andere Komponenten und Akteure im System? Über diese komplexen Strukturen und Abhängigkeiten diskutierten die Teilnehmenden lebhaft.
Wo müssen Maßnahmen ansetzen, um nachhaltige Transformation zu begünstigen?
Beispiel Hochwasser: eine Vertreterin des Staatsarchivs muss im Ernstfall Maßnahmen zum Schutz der Dokumente ergreifen, die HPA hat im Hafen mit angespülten Sedimenten zu kämpfen während sich der städtische Wasserbauingenieur über die Deiche Gedanken macht. „Es braucht eine ganzheitliche, systemische Perspektive, um nachhaltige Anpassung an den Klimawandel zu erreichen“, so die Klimaforscherin. „Nur so sind Maßnahmen auch langfristig erfolgreich – und schaden nicht etwa auf anderen Ebenen.“
Um die nötigen Transformationen auch real in der Stadt anzustoßen, wurden so genannte Hebelwirkungsketten besprochen. Dabei ging es darum, das Zusammenspiel von verschiedenen Hebelpunkten im System zu erkennen. Die Teilnehmenden diskutierten konkret, an welchen Stellen im Stadtsystem Hamburg die Maßnahmen ansetzen müssten, um eine nachhaltige Transformation zu begünstigen. Leicht umzusetzende Maßnahmen könnten dabei durch Wechselwirkung womöglich einen tiefgreifenden Hebel auslösen – und damit die Dinge vorantreiben.
Für Franziska S. Hanf sind die hier diskutierten Wasserrisiken ein Fallbeispiel, das sich auf andere Themen übertragen lässt. Mit dem Workshop will sie zum „Systemdenken“ anregen. „Anpassungen an den Klimawandel sind in Hamburg zweifellos nötig“, so Franziska S. Hanf. „Wir wollen sie als Motor für den Wandel hin zu einer nachhaltigen Stadt nutzen. Im Idealfall sollen dabei Synergien und Co-Benefits mit dem Klimaschutz angestrebt werden.“
Von einer offenen Zusammenarbeit auf Augenhöhe, informativen Gesprächen und einem angenehmen Workshop-Klima berichteten die Teilnehmenden. Wissenschaft und Praxis hätten sich gut vernetzt. Ein Gewinn auch für die Forschenden des CLICCS Projekts, die wichtige Einblicke in die Strukturen außerhalb der Wissenschaft erhielten.