and Society (CLICCS)
Besseres Essen für Schulkinder – höhere Ernte für Kleinbauern
7. Juni 2023, von Jihye Jeong

Foto: UHH/CEN/K. Jantke
Sandige Böden und zunehmende Trockenheit erschweren in Namibia die Existenz für Kleinbauern. Seit 2021 unterstützt ein Ernährungsprogramm für Schulkinder den lokalen Anbau. Die so produzierten Lebensmittel sollen systematisch für eine ausgewogene Mahlzeit in Schulen genutzt werden. Jihye Jeong vom Exzellenzcluster CLICCS war jetzt mit einem Team vor Ort, um eine Kosten-Nutzen-Analyse des Programms vorzubereiten.
Namibia steht vor mehreren kritischen Herausforderungen in der Landwirtschaft, die die Ernährungssicherheit bedrohen; immer wieder hungern Menschen. Zusätzlich zu den schwierigen natürlichen Bedingungen wie dem trockenen Klima und den sandigen Böden sind 70 Prozent der ländlichen Bevölkerung Kleinbäuerinnen und -bauern. Sie betreiben überwiegend Subsistenzwirtschaft, das heißt, ihr Ertrag reicht zur Selbstversorgung, darüber hinaus können sie kaum etwas verkaufen.
Die Kombination von klimatischen Bedingungen und Armut hindert die landwirtschaftliche Produktion in Namibia daran, ihr Potenzial zu erreichen. Klimaprojektionen für Namibia lassen außerdem erwarten, dass die Temperatur hier doppelt so hoch steigen wird wie im globalen Mittel. Eine Erhöhung um zwei Grad mehr im weltweiten Durchschnitt würde für Namibia rund vier grad mehr bedeuten. Gleichzeitig soll der Niederschlag in dieser trockenen Region weiter abnehmen.
Früher angereichertes Maismehl, jetzt ausgewogene Mahlzeiten aus der Region
Um den Hunger zu bekämpfen und die Lebensbedingungen der Kleinbauern zu verbessern, startete 2021 die Pilotphase des Namibia Home Grown School Feeding Programs (HGSFP). Dieses Programm bietet Schülerinnen und Schülern eine ernährungsphysiologisch ausgewogene Mahlzeit, die aus Produkten besteht, die von Kleinbauern in der Gemeinde produziert werden. Zuvor bekamen die Kinder mit Vitaminen und Mineralien angereichertes Maismehl, das vom Namibia School Feeding Program (NSFP) bereitgestellt wurde.
Das neue Programm soll die Ernährung von Schulkindern verbessern. Dies würde sich langfristig auch positiv auf ihren Bildungserfolg auswirken. Gleichzeitig bietet das Programm durch die Verpflichtung, in den Schulküchen lokale landwirtschaftliche Produkte zu verweden, den Bäuerinnen und Bauern eine zusätzliche Einkommensquelle und motiviert sie, ihren Ertrag zu steigern.
Können die lokalen Ernten so gesteigert werden, dass alle Schulkinder satt werden?
Derzeit nehmen 29 Schulen in sieben Regionen an dem Programm teil. Das Welternährungsprogramm Namibia und die namibische Regierung beabsichtigen, das Programm auf das gesamte Land auszuweiten. Doch zuvor soll es systematisch geprüft werden.
An dieser Stelle setzen wir an. Mit mathematischen Modellen simulieren wir die vollständige Umsetzung im gesamten Land und stellen eine Kosten-Nutzen-Analyse auf. Wie effektiv kann das Programm unter verschiedenen klimatischen und sozioökonomischen Szenarien funktionieren? Mit Hilfe eines speziell angepassten Rechenmodells ermitteln wir, ob und wie die Subsistenzlandwirtschaft bei verbesserter landwirtschaftlicher Bewirtschaftung den Nahrungsmittelbedarf der Schulkinder decken kann. Weiter untersuchen wir den Einfluss auf den Bildungserfolg der Kinder ebenso wie die Effekte auf die Lebensgrundlage der Kleinbauern.
Im März haben wir deshalb in Namibia lokale Akteurinnen und Akteure besucht, um Kontakte und Vertrauen aufzubauen. Wir trafen Menschen aus dem Ministerium für Bildung, Kunst und Kultur und dem Welternährungsprogramm Namibia. Außerdem besuchten wir drei herkömmliche Schulen und vier Schulen, die das neue Programm durchführen sowie Kleinbäuerinnen und Kleinbauern, um die aktuelle Praxis und die Herausforderungen zu ermitteln. Während der Besuche konnten wir aufschlussreiche Gespräche mit Schulleitungen führen und gemeinsam mit den Eltern bei der Zubereitung der Mahlzeiten helfen.
Mehr Information
Jihye Jeong promoviert zu Fragen der Ernährungssicherheit in Namibia und wird durch das vom Bundesministerium für Bildung und Forschung finanzierte SASSCAL II Projekt SUSTAIN gefördert. Sie ist Mitglied im Exzellenzcluster CLICCS und forscht im Projekt Szenarien für Nachhaltige Landnutzung.