and Society (CLICCS)
Klimawissen wirkt – in unterschiedlichen Dosen
5. März 2025, von Stephanie Janssen (CLICCS), RWI Essen

Foto: M. Piwnicki / unsplash
Die staatlichen Klimaschutzmaßnahmen reichen derzeit nicht aus, um die gesetzten Klimaziele zu erreichen. Freiwilliger Klimaschutz kann einen Beitrag leisten, den CO2-Ausstoß zu verringern. Doch was bringt wirklich etwas? Eine Studie mit Beteiligung des Exzellenzclusters für Klimaforschung CLICCS der Universität Hamburg zeigt jetzt, dass Erklärungen von Profis individuellen Klimaschutz effektiver machen.
Für die Studie wurden mehr als 4.100 Personen befragt, die einen breiten Querschnitt der deutschen Bevölkerung abbilden. Ihnen wurde ein kompliziertes Klimaschutz-Thema vorgestellt: Wie sich mit Hilfe des europäischen Emissionshandels am wirksamsten zusätzlich Klimaschutz betreiben lässt. Kurz gesagt, können Privatpersonen CO2-Zertifikate aus dem Europäischen Emissionshandel kaufen und anschließend löschen lassen, um damit das Klima zu schützen. Zu dieser Methode wurde jeder Person eine von drei Erklärungen angeboten – von kurz und einfach bis hin zu detailliert und kompliziert – oder aber gar keine.
Dr. Johannes Jarke-Neuert, ehemals bei CLICCS und jetzt am Forschungszentrum Jülich, CLICCS-Professor Grischa Perino und Kolleg:innen des Leibniz-Institut für Wirtschaftsforschung (RWI) interessierte dabei, wieviel Information ausreicht, um Menschen zu effektiverem Klimaschutz zu bewegen. Und im Gegenzug: Würden sehr ausführliche Informationen abschrecken?
Was wirkt effektiver? Auch komplizierte Erklärungen verbessern das Ergebnis.
Die Studie zeigt, dass die Bevölkerung aufgeschlossen ist, Tipps von Expertinnen und Experten zu befolgen, auch wenn sie viele Details aufweisen und sogar den eigenen Annahmen widersprechen. Die Ergebnisse wurden jetzt im Fachjournal Scientific Reports veröffentlicht. Selbst eine einfache Erklärung ist demnach wirksam. Sie erhöhte die Wahrscheinlichkeit, dass sich die Personen für eine effektivere Variante des freiwilligen Klimaschutzes entschieden um mehr als zwei Drittel gegenüber der Gruppe, die keine Erklärungen bekam.
Noch mehr Details scheinen ebenfalls nicht zu stören: Die ausführlichen Erklärungen erhöhten die Wahrscheinlichkeit sogar leicht, dass sich Menschen für den Klimaschutz mit der höchsten Wirkung entscheiden würden. „Informationen von Profis werden angenommen und unterstützen die Menschen, wirkungsvolle Entscheidungen beim individuellen Klimaschutz zu treffen“, sagt Klimaökonom Grischa Perino. „Eine tolle Erkenntnis, die sich auf andere freiwillige Maßnahmen zum Klimaschutz übertragen lässt, bei denen nicht ohne weiteres klar ist, welche Variante am besten wirkt.“
Wichtig für die Aussagekraft der Ergebnisse ist, dass die im Rahmen der Studie gefällten Entscheidung tatsächlich umgesetzt wurden und die Teilnehmenden, wenn sie sich für den Klimaschutz entschieden, auf echtes Geld verzichtet haben. Als freiwillige Klimaschutzmaßnahme wird das Löschen von Emissionsrechten aus dem EU-Emissionshandel auch bei Privatpersonen immer beliebter. In Deutschland wurden auf diesem Wege bereits über 120.000 Tonnen CO2 vermieden.
Fachartikel
Jarke-Neuert J, Perino G, Flörchinger D, Frondel M (2025): General public takes up counterintuitive expert advice on effective climate action, Scientific Reports, volume 15; 4136, doi.org/10.1038/s41598-025-88122-0
Freiwilliger Klimaschutz durch das Löschen von EU-Emissionszertifikaten wird für Privatpersonen in Deutschland zurzeit von drei gemeinnützigen Organisationen angeboten: ForTomorrow, Compensators und Climate Concept Foundation. Grischa Perino ist bei allen drei Organisationen ehrenamtlich als Aufsichtsratsmitglied, Stiftungsratsmitglied oder wissenschaftlicher Berater engagiert.
Kontakt:
Prof. Dr. Grischa Perino
Universität Hamburg
Centrum für Erdsystemforschung und Nachhaltigkeit (CEN)
Exzellenzcluster „Climate, Climatic Change, and Society“ (CLICCS)
Tel.: +49 40 42838 8767
E-Mail: grischa.perino@uni-hamburg.de