and Society (CLICCS)
Deutsche halten Klimawandel für großes Risiko
7. Dezember 2023, von Stephanie Janssen

Foto: Josep Martinez
Immer mehr Deutsche nehmen den Klimawandel als Risiko wahr. In einer repräsentativen und von CLICCS geförderten Studie bezeichneten 77 Prozent der Befragten die Bedrohung für Deutschland als groß oder sehr groß, im Jahr 2014 waren dies noch 63 Prozent.
Die Befragung wurde im Herbst 2022 unter Leitung von Prof. Beate Ratter deutschlandweit mit mehr als 3000 Teilnehmenden telefonisch durchgeführt. Demnach glauben mittlerweile beacht[1]liche 81 Prozent, dass sie persönlich von den Folgen des Klimawandels in ihrer Region betroffen sein könnten. 2014 waren es erst 69 Prozent. Dies ist für die notwendige Dekarbonisierung unserer Gesellschaft von Bedeutung. Denn ob und wie stark der Klimawandel als Risiko wahrgenommen wird, bestimmt das individuelle Klima-Verhalten maßgeblich mit. Wer sich bedroht fühlt, ist eher bereit, den Klimaschutz zu unterstützen oder sich an die Risiken anzupassen.
„Maßnahmen zur Anpassung an Klimaveränderungen verringern das Risiko von Schäden, können aber auch auf Widerstand stoßen“, sagt die Geografin Ratter. „Sie werden viel eher unterstützt, wenn die Menschen von ihrer Notwendigkeit überzeugt sind. Dazu gehört auch, dass die Bedrohung als persönlich empfunden wird. Nur dann findet eine individuelle Vorsorge statt.“
Die Einschätzung des eigenen Risikos ist zudem regional geprägt und hängt auch davon ab, wie stark die Folgen des Klimawandels im Umkreis spürbar sind und welche Erfahrungen man unmittelbar hinter sich hat.
Im Jahr 2014 wurden noch Stürme (28%) und Überschwemmungen (23%) als diejenigen Naturkatastrophen genannt, deren Folgen für die Region als potentiell am schwersten eingeschätzt wurden. Nach mehreren sehr trockenen Jahren, Hitzesommern und Waldbränden hat sich das Bild gewandelt: 2022 wurden Dürren (27%) und Hitzewellen (19%) als Ereignisse mit den schwersten Folgen für die eigene Region genannt.
„Wer in seiner Region ein Extremereignis erlebt hat, fühlt sich unsicherer und nimmt den Klimawandel als drängendere Bedrohung wahr,“ sagt Studienleiterin Beate Ratter. Dies belegt die Studie etwa für das Postleitzahlgebiet 5, in dem sich der Landkreis Ahrweiler befindet. Das Hochwasser im Ahrtal richtete hier im Juli 2021 schwere Schäden an, mehr als 130 Menschen starben. Dies beeinflusste die Risikowahrnehmung unmittelbar: Anders als im restlichen Bundesgebiet hielten die Befragten hier im Jahr 2022 Überschwemmungen (21%) für die stärkste Bedrohung in ihrer Region. Welche Altersgruppe fühlt sich am stärksten bedroht? Junge Menschen zwischen 14 und 29 Jahren und Menschen über 60 Jahre halten zu 79 Prozent den Klimawandel für eine große oder sehr große Bedrohung. Mit 73 Prozent ist der Anteil unter den 30- bis 44-Jährigen am geringsten. Aus diesen grundsätzlich hohen Risikobewertungen lässt sich ableiten, welche zukünftigen gesellschaftlichen Entwicklungen plausibel sind – die zentrale Forschungsfrage des Exzellenzclusters Klima, Klimawandel und Gesellschaft (CLICCS).
Ergebnisse der Studie als Download:
Ratter B, Runge A (2022):Klimawandelwahrnehmung und Extremwetterereignisse in Deutschland, 2022
CLICCS Quarterly
Der Artikel wurde im Magazin CLICCS Quarterly veröffentlicht, den Forschungsnews aus dem Exellenzcluster.
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