Journey Through Time and into the Future
Der Klimawandel hat dramatische Auswirkungen auf die arktische Region, die sich drei- bis viermal schneller erwärmt als der globale Durchschnitt. Das Meereis schmilzt und ermöglicht die Bildung von Wellen, die sich durch den Arktischen Ozean ausbreiten. Steigende Temperaturen lassen den dauerhaft gefrorenen Boden der Arktis – den Permafrost – auftauen, der nicht mehr so gefroren ist wie früher. Infolgedessen führt die Kombination aus längeren eisfreien Perioden und stärkeren Wellen dazu, dass die Erosion der instabilen arktischen Permafrostküste von Jahr zu Jahr zunimmt. In Zukunft wird sich die Erosion der arktischen Küste mit fortschreitendem Klimawandel voraussichtlich noch weiter beschleunigen. Das Tempo dieser Beschleunigung hängt jedoch letztendlich von unserem Handeln ab – insbesondere von unseren Treibhausgasemissionen aus fossilen Brennstoffen.
In diesem Projekt gehen der Klimaforscher David Nielsen und die Künstlerin Jenni Schurr von Davids Forschungsarbeiten aus, die zeigen, wie sich die Erosion des arktischen Küstenpermafrosts in Abhängigkeit von den menschlichen Emissionen in Zukunft entwickeln wird. Ein kürzlich in Nature Climate Change veröffentlichter Artikel zeigt, wie die Erosion des Küstenpermafrosts zu einer Verringerung der CO2-Aufnahme des Arktischen Ozeans beiträgt (Nielsen et al., 2024).
„Koproduktion findet im Raum der Ideen statt.“ – Dr. David Nielsen
David und Jenni haben ein Porträt der beschleunigten Küstenerosion anhand von drei verschiedenen zukünftigen Emissionsszenarien erstellt. Diese repräsentieren, vereinfacht ausgedrückt, die zugesagten Klimaschutzmaßnahmen, eine leichte Verbesserung bei der Reduzierung der CO2-Emissionen und das „Business as usual“-Szenario. Durch künstlerische Interpretation personalisiert Jenni diese Szenarien in einer Videoperformance. Die multimediale Installation verdeutlicht den engen Zusammenhang des anthropogenen Klimawandels und den dramatischen Veränderungen in den arktischen Prozessen, die zunehmend asynchron und chaotisch verlaufen. Die Video- und Audiokomponenten der Installation laden dazu ein, sich auf eine Reise durch die Zeit und in die Zukunft zu begeben. Das Rauschen des Windes und das Brechen der Wellen vermischen sich mit den Klängen der Performance und bilden eine kraftvolle Symphonie aus Mensch und Natur. Die Grenzen zwischen den Darstellern und ihrer Umgebung verschwimmen, und was einst als getrennt und unabhängig wahrgenommen wurde, wird zu einem untrennbaren Teil eines größeren Ganzen.
„Unsere Zusammenarbeit ist ein bisschen wie Tanzen.“ – Jenni Schurr
Aus dieser Symbiose von Bewegung, Klang und Bild entsteht eine metamorphe Verbindung, die die Komplexität und Zerbrechlichkeit unseres planetarischen Ökosystems einfängt. Die Aufführung endet nicht mit der letzten Bewegung oder dem letzten Ton; vielmehr hallt sie in den Gedanken und Emotionen des Publikums weiter und erinnert daran, dass der Klimawandel nicht nur eine wissenschaftliche Frage ist, sondern eine existenzielle Herausforderung, der wir uns alle stellen müssen.
References
Nielsen, D. M.; Pieper, P.; Barkhordarian, A.; Overduin, P.; Ilyina, T.; Brovkin, V.; Baehr, J.; Dobrynin, M. (2022): Increase in Arctic coastal erosion and its sensitivity to warming in the twenty-first century. Nature Climate Change, 12, 263–270. https://doi.org/10.1038/s41558-022-01281-0.
Nielsen, D. M.; Chegini, F.; Maerz, J.; Brune, S.; Mathis, M.; Dobrynin, M.; Baehr, J.; Brovkin, V.; Ilyina, T. (2024): Reduced Arctic Ocean CO2 uptake due to coastal permafrost erosion. Nature Climate Change. https://doi.org/10.1038/s41558-024-02074-3.